Alles eine Frage der Perspektive – oder des Alters? Oder ist es am Ende beides? Wie wunderbar erschien uns doch das typisch gefärbte Herbstlaub in unserer Kindheit: Welch herrliches Material zum Pressen, Kleben und Verschenken. Später weicht diese Begeisterung. Im besten Falle macht sie anderen Naturwundern Platz. Glücklich, wem als Erwachsener diese Freude an buntem Laub noch einmal begegnet. Sei es, indem wir bei gemein-

samen Spaziergängen mit Kindern gelbe, rostrote und braune Blätter sammeln und einfach etwas Schönes daraus basteln. Sei es, dass wir – ausgestattet mit einem kreativen Geist und einer Kamera wie Volker Noth an einem Tag im Mai einen kleinen Ausflug unternehmen: Mitten im Frühling entdeckt er da den Herbst. Eine Faszination, mit der er nicht gerechnet hatte. Er, der mit der dritten Jahreszeit stets nur Dunkelheit und Kälte verband.

Doch mit einem Mal ist alles anders, versöhnlicher: Die Veränderungen der Blätter haben eine Bedeutung, einen tieferen Sinn. Sie gehen einher mit der Zukunftssicherung der Bäume, von denen sie gefallen sind. Der Herbst, das Alter. – Noths Bilder wirken warm und weise. Wer sie gesehen hat, möchte den kleinen Steppkes, die heute mit großen Augen durch Parkanlagen und Wälder schwärmen, wünschen: Bewahrt Euch dieses Staunen so lange wie möglich.